Sabine Jungwirth - Hilfe! Die Roboter übernehmen! Und was dann?
Mehr und mehr übernehmen Maschinen die Aufgaben der ArbeitnehmerInnen in der traditionellen Erwerbsarbeit. „Industrie 4.0 ist möglicherweise die größte Herausforderung für die Welt überhaupt”, sagt Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos und warnt vor einer Revolution von oben, die Millionen Menschen zu Verlierern macht, weil sie nicht mehr gebraucht werden.
Neuesten Studien zufolge ist in den Industrienationen mit einem Verlust von bis zu 50 % der bisherigen Arbeitsplätze zu rechnen, weil diese durch Robotik und künstliche Intelligenz ersetzt werden. Davon betroffen sind voraussichtlich nicht nur schlecht Qualifizierte, sondern auch gut Ausgebildete werden damit rechnen müssen, dass sie durch die technologischen Entwicklungen und die Kommunikationsmöglichkeiten quer über den Globus keine Existenz sichernden Jobs haben könnten. Die Konsequenz dieser Entwicklung ist also ein schwindendes Erwerbsarbeits-volumen und in der Folge eine Verschärfung der bereits stattfindenden Prekarisierung, Armutsgefährdung und Sinnverlust für viele Menschen, die sich momentan stark über ihre Erwerbsarbeit als wertvolles Mitglied der Gesellschaft definieren.

Aber wird der Arbeitsmarkt überhaupt noch der Ort sein, an dem die Integration des Menschen in die Gesellschaft stattfindet? Welche Neudefinitionen des Arbeitsbegriffs brauchen wir? Und wie wird in Zukunft die ökonomische Absicherung gewährleistet, wenn immer weniger Menschen an klassischer Erwerbsarbeit teilhaben, weil diese von Maschinen erledigt wird?
Denken wir doch an das Versprechen am Beginn der Industriellen Revolution, Maschinen würden den Menschen von der Arbeit entlasten. Und wenn der Fortschritt dazu führen soll, dass Teile der Arbeit von Robotern erledigt werden, bliebe mehr Zeit für die Pflege sozialer Beziehungen, für Nachdenken und Lernen, für die Entwicklung neuer Ideen. Auch die Transformation zu einer Subsistenzwirtschaft würde durch mehr frei verfügbare Zeit – also Zeitwohlstand – gefördert werden.
Ein Schrumpfen bezahlter Arbeit macht es aber notwendig, dass – auch bei Reduktion der Normalarbeitszeit zur faireren Verteilung der Arbeit und Anheben der Löhne auf ein Mindestniveau – die ökonomische Absicherung mitgedacht wird. Ein vollständiger Lohnausgleich wird nicht in allen Berufen möglich sein. Und diejenigen, die die Profiteure der Digitalisierung sind, sollen auch einen Beitrag zu den Einkommen aller abliefern. Zur gerechten Verteilung der Gewinne aus den Errungenschaften der Wissenschaft, die von der Allgemeinheit finanziert wurden, soll über das Steuersystem eine Verteilung auf alle stattfinden. Dies kann in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens passieren, das zudem endlich jeder Person das Anrecht auf eine Existenz-sicherung verschaffen würde und Schluss macht mit dem Bittstellertum unseres Sozialsystems.
Sabine Jungwirth ist Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.